Ursprung und Bedeutung von Märchen
„Es war einmal ...“ Märchen sind ein altes, kostbares Kulturgut, die seit uralter Zeit von Generation zu Generation, mündlich und schriftlich überliefert werden.
"Bereits im Altertum finden sich märchenähnliche Motive, z. B. in Erzählungen aus Ägypten, die als Hinweis auf die Existenz von Volksmärchen gesehen werden können. Während des Mittelalters und der Neuzeit nehmen märchenhafte Motive in verschiedenen Geschichten stetig zu, bis von der Gattung „Märchen“ gesprochen wird. Das 19. Jh. ist in Deutschland besonders geprägt durch die Märchensammlung der Brüder Grimm. Jakob und Wilhelm Grimm erfreuten sich mit ihrer gemeinsam erarbeiteten und veröffentlichen Märchensammlung sowohl im 19. als auch im 20. Jh. grosser Popularität. Nachdem Volksmärchen zunächst lediglich in Erzählkreisen zur Unterhaltung Erwachsener verwendet wurden, wurden sie durch die Verschriftlichung der Kinder- und Hausmärchen auch Kindern zugänglich gemacht."
Thiele Annelie: Literaturpädagogik und Märchen im 19. und 20. Jh. 2007.
Wissenschaftliche Definition
„Das Wort ,Märchen’ kommt vom mittelhochdeutschen Wort ‚maere’, was Kunde, Bericht, Nachricht bedeutet. Es sind Prosatexte, die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Sie sind eine bedeutsame und sehr alte Textgattung in der mündlichen Überlieferung und treten in allen Kulturkreisen auf.“
Wikipedia 2014
Mär bedeutet Botschaft: „Vom Himmel hoch da komm ich her und bring euch gute neue Mär“, dichtete Martin Luther.
Dickerhoff Heinrich: Trau deiner Sehnsucht mehr als deiner Verzweiflung. 2007.
Sehr schöne Bedeutungen finden sich in den verschiedensten Kulturen
„Eventyr heisst Märchen auf Norwegisch, Aventuire, Abenteuer ...“
Dickerhoff Heinrich: Trau deiner Sehnsucht mehr als deiner Verzweiflung. 2007.
Das Wort Abenteuer geht zurück auf das lateinische Wort „venire“ = kommen. „Ad“ bedeutet wiederum im lateinischen „heran“. Das Märchen ist also etwas, das heran oder auf uns zukommt. Das Partizip „Adventus“ ist der Ankommende, die Ankunft.
„Für das Wort Märchen sagt man im Arabischen ‚hikaja’ (Geschichte). Es stammt vom Verb ‚haka’, was im Sinne von ‚mündlich erzählen’ gebraucht wird. Das Wort ‚haka’ bedeutet aber auch: ‚die Wirklichkeit mit Worten nachahmen’.“
Schami Rafik: Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte. 2011.
„Den vielleicht schönsten Namen für das Märchen haben einige Völker Sibiriens, sie sprechen vom ‚Ohrenlicht’, von dem Licht, das uns über die Ohren aufgeht!“
Dickerhoff Heinrich: Trau deiner Sehnsucht mehr als deiner Verzweiflung. 2007.
„In Indien, wo das Leben von der Geburt bis zum Tod von einer religiösen Anschauung beherrscht wird, schwimmen Geschichten und Märchen, Wirklichkeit und Dichtung, völlig ineinander über. Alle Erzählungen gelten als gleich wahr oder zumindest als gleich möglich.“
Hertel Johannes: Indische Märchen. 1921.
Inhaltliche Bedeutung
So verschieden Bedeutungen und Inhalte der Märchen sind, es geht immer darum, eine Prüfung zu bestehen, bevor man „heimgehen“, zurückkehren kann. Kehrt allerdings der „Held“ dann endlich zurück, gibt es das vertraute Heim mit der Durchmischung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oft gar nicht mehr. Es geht dabei aber auch vielmehr um die grundlegende Sehnsucht, zurück zum Ursprung zu gelangen. Die Heimkehr ist also das Zurückkehren zur eigenen spirituellen Natur, zurück zum Wesenskern, der Weg zum eigenen Glück.
Die Fabel vom Glück
Eine grosse Katze sah eine kleine Katze ihrem Schwanz nachjagen und fragte sie: „Warum jagst du deinem Schwanz so nach?“
Das Kätzchen antwortete: „Ich habe gehört, dass das Glück das Beste für eine Katze ist und dass es in meinem Schwanz sitzt. Deshalb versuche ich ihn zu erhaschen und wenn ich ihn erwische, so werde ich das Glück gefunden haben.“
Darauf sagte die alte Katze: „Mein Sohn, auch ich habe mich mit dem Problem des Universums beschäftigt. Auch ich habe befunden, dass das Glück in meinem Schwanz sitzt. Allein, ich habe bemerkt, dass er mir immer wegläuft, wenn ich ihn fangen will. Gehe ich jedoch meiner Wege, scheint er mir alleine hinterher zu kommen, wo ich auch immer hingehe.“
Keller Mariette: Geschichten von Weisheit und Stärke. 2007.